Gemeinsam auf der Strasse 2015

Einen guten und sicheren Job machen

 

«Nicht alles, was an Stammtischen über Verkehrskontrollen erzählt wird, ist korrekt», sagen Polizei-Vertreter. Transportunternehmer und Chauffeure stehen im Spannungsfeld zwischen Kundenerwartungen und der Gesetzesauslegung. Da tut Dialog gut: Die Veranstaltung «Gemeinsam auf der Strasse» führte beide Seiten in spannende Gespräche.

 

«Polizei, Transportunternehmen und Chauffeure begegneten sich für einmal auf einer anderen Ebene», freut sich Franziska Eichmann von Eichmann Transporte in Frauenfeld. Sie ist täglich auf der Strasse unterwegs. Am Samstagmorgen, 12. September, trafen sich über 110 Mitglieder der ASTAG Ostschweiz und Liechtenstein, der Regionalsektionen von Les Routiers Suisse und der Chaffeuren-Vereinigung Liechtenstein mit der Polizei. Der Anlass «Gemeinsam auf der Strasse» fand bei schönstem Wetter auf dem Polizei-Werkhof in Thal statt.

 

Gegenseitiges Verständnis fördern
 An vier Posten gaben Kantonspolizei-Vertreter aus St.Gallen, Thurgau, Appenzell Ausserrhoden und Graubünden sowie die Liechtensteinische Landespolizei Auskunft über Themen wie Ladungssicherung, Arbeits- und Ruhezeitverordnung, Gefahrengut sowie technische Aspekte, Masse und Gewicht. «Das sind Themen aus der Praxis, die bei Kontrollen immer wieder zu diskutieren geben», sagt Markus Egger, Geschäftsleiter bei Emil Egger AG und ASTAG-Vorstand. «Wie werden sie bei der Polizei gehandhabt? Wo gibt es Spielraum? Das kann von Kanton zu Kanton unterschiedlich sein.» Ziel sei auch gewesen, sich gegenseitig besser kennenzulernen und Vorurteile abzubauen, erklärt Egger. So fand ein reger Austausch über diese Themen statt. Die Teilnehmenden zeigten sich sehr interessiert, stellten viele Fragen. Dies bestätigen auch die Polizisten. «Wir hatten gute Diskussionen», sagt Markus Walser von der Kantonspolizei Graubünden. Die Teilnehmenden hätten den Dialog «mit denen von der anderen Seite» geschätzt. Für die Polizei sei es eine Gelegenheit gewesen, den Chauffeuren ihre Sichtweise aufzuzeigen. «Verkehrssicherheit ist ein gemeinsames Interesse», sagt Franziska Eichmann. Ruedi Preisig ist Geschäftsführer der Fehr Transporte AG in St.Gallen: «Gut war, dass wir wieder einmal aufgerüttelt wurden.» Im Alltag stünde eben oft Anderes im Vordergrund.

 Zwischen Kundenwünschen, Bremsscheiben und «Christbäumen»
Grosse Einigkeit überall, also? Nicht nur. Gemäss Organisator Markus Egger ging es auch darum, konfliktreiche Punkte anzusprechen. Ruedi Preisig bringt es auf den Punkt: «Kundenwünsche und Gesetz sind manchmal schwierig unter einen Hut zu bringen.» Wenn er heissen Asphalt als Frischprodukt geladen habe, müsse nur etwas Kleines dazwischenkommen. «Die exakte Einhaltung der Ruhzeiten wird dann zu einem Problem.» So konnten die Teilnehmenden auch Kritik äussern. Franziska Eichmann meint: «Eine Kontrolle darf nicht eine ganze Stunde dauern.» Dafür habe die Polizei Verständnis gezeigt. Polizist Markus Walser erklärt, «Diskussionen gibt es immer wieder bei vorschriftswidrigen Fahrzeugen.» Manche Chauffeure schmückten ihre Fahrzeuge beispielweise mit allerlei Leuchten und Lampen, die nicht zulässig seien. «Fahrende Christbäume», nennt sie Walser. Auch die Bremsen sind ein Thema. «Wir hatten Fallbeispiele schlechter Bremsscheiben dabei und konnten sie den Chauffeuren zeigen», sagt Walser. Die Strassenverkehrsämter stünden unter grossen Zeitdruck und so komme es vor, dass auch mal geprüfte Bremsen der Polizei-Kontrolle nicht standhielten.

 

Stefan Fuchs von der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden schätzte das Zusammentreffen mit den Chauffeuren: «Wir traten nicht als polizeiliche Kontrollstelle auf, sondern im Dialog.» Grundsätzlich seien die Zustände gut – bei einzelnen Punkten passierten allerdings immer wieder Fehler. «Wir konnten aufzeigen, welche wir auf der Strasse antreffen.» Sein Bündner Kollege findet: «Wir haben alle dieselben Ziele: Verkehrssicherheit und einen guten Job zu machen.»

 

Auch Markus Egger zieht eine positive Bilanz: «Der Anlass war sehr spannend, viele Teilnehmende hätten gerne noch ausführlichere Informationen erhalten und länger diskutiert.» Gelegenheit dazu bot anschliessend der gemeinsame Lunch.